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Zweifacher Deutscher Meister Louis Quarata (13. Jg.) – Zurückgekämpft mit Olympia im Blick

von Michel Klaus Brzoska

Jugendliche haben viele verschiedene Träume für ihre berufliche Zukunft. Einige möchten Ärzte werden, andere Juristen, Tierpfleger oder Polizisten. Für die meisten führt der Weg dahin über die Schule, scheint aber erst danach so richtig zu beginnen. Bei einem Schüler aus der 13. Klasse unseres THGs ist das anders. Louis Quarata kämpft schon heute überaus erfolgreich für seinen Traum. Der Spitzensportler hat dieses Jahr im 400-Meter-Lauf sowohl in seiner eigenen Altersklasse, der U20, als auch der darüber, der U23, den Deutschen Meistertitel errungen. Mit 46,97 gelaufenen Sekunden schnappte er sich nicht nur den Titel, sondern unterbot seinen persönlichen Rekord aus dem Vorjahr um fast zwei, den Vereinsrekord von 1968 um mehr als eine Sekunde. Auch bei der anschließenden Europameisterschaft in Jerusalem war er erfolgreich, nahm über 400 Meter teil und gewann in der Staffel über 4×400 Meter Silber für Deutschland. Doch hier soll seine Reise noch lange nicht enden. Im Interview spricht er darüber, wie er sich nach seiner Verletzung zurückkämpfte, was ihn antreibt und welche seine nächsten Ziele sind.

Gold in der U20-DM, der U23-DM und Vizeeuropameister in der Staffel über 4x400m – hättest du dir das vor einigen Jahren erträumen können?

Also, ich habe nicht einmal im letzten Jahr daran gedacht, dass das so klappen kann. Ich habe vor dem Jahr gehofft, dass ich bei der U23 überhaupt mitlaufen kann und auch als ich bei der U23-Meisterschaft gestartet bin, habe ich gedacht, dass ich vielleicht gerade so ins Finale laufen kann. Dann habe ich plötzlich im Vorlauf eine Zeit gerannt, die ich so nicht für mich möglich hielt. Daraus dann den deutschen Meistertitel zu gewinnen, war unglaublich, damit habe ich nicht gerechnet.

Bist du auf einen dieser Erfolge besonders stolz?

Für mich ist U23 der größte Erfolg, weil das mein Einzelerfolg ist, mit dem ich gar nicht gerechnet habe. Da bin ich auch eine extrem krasse Zeit gerannt, auf die ich superstolz bin.

Was ist dein Schlüssel zum Erfolg?

Ich gebe immer alles, ich arbeite so hart, wie ich kann, und lasse mich auch von Rückschlägen nicht zurückhalten. Ich war letztes Jahr schwer verletzt und habe mich zurückgekämpft, also ist mein Schlüssel zum Erfolg, nie aufzugeben, sondern immer zu kämpfen.

Warst du schon immer so ehrgeizig?

Ja, ich denke schon. Es war zwar Zufall, dass ich auf die 400 Meter gekommen bin – das ist ein bisschen ein Kampf, weil es auf die letzten 100 Meter einfach nur weh tut – aber ich hatte schon immer ein bisschen das Talent, mit dem Schmerz umzugehen und einfach zu kämpfen. Das funktioniert ganz gut, glaube ich.

Wie gehst du vor deinen Wettbewerben mit Druck oder Nervosität um?

Ich bin sehr, sehr aufgeregt. Es fällt mir schwer, vor Wettkämpfen zu essen, weil die Nervosität so groß ist. Ich glaube, das ist normal und hilft auch ein bisschen. Man kann die große Anspannung vor dem Lauf gebrauchen, weil sie einem zusätzliche Kraft gibt. Ich versuche mich trotzdem immer zu beruhigen mit Musik. Ich höre immer Schlager oder sowas vor dem Wettkampf (lacht), womit man so gar nicht rechnet, dass das irgendwie hinpasst, aber das hilft mir ganz gut dabei.

Welche Ziele hast du für die Zukunft?

Ich will irgendwann zu den Olympischen Spielen. 2028 ist da das große Ziel. Da für Deutschland zu starten, wäre der große Traum. Ich will natürlich auch bei den Erwachsenen Deutsche Meistertitel holen. Das will, glaube ich, jeder, der den Sport macht und ich hoffe, dass ich das erreichen kann. Im nächsten Jahr würde ich auch gern schon angreifen, mal schauen, was da international so möglich ist.

Wer oder was treibt dich an?

Mein Trainer ist sehr, sehr wichtig für mich. Er baut mich mental sehr, sehr gut auf und auch mit den Trainingsplänen passt das wirklich gut und motiviert mich, für ihn zu rennen und mit ihm gemeinsam zu Wettkämpfen zu fahren. Das ist immer geil.

Die Schlagermusik hast du ja bereits angesprochen. Hast du noch weitere Rituale vor Deinen Wettkämpfen?

Ich höre immer dasselbe Lied beim Einlaufen. Genau die Länge von Bushidos Song „Endgegner“ laufe ich mich ein. Bevor ich in den Startblock gehe, knie ich mich außerdem auf den Boden, schließe meine Augen und gehe noch mal ganz tief in mich, denke daran, warum ich das mache und wofür ich laufe. Ich schaue auch nochmal zum Himmel, wo ich an meine Oma und meinen ebenfalls verstorbenen ehemaligen Trainer denke. Da denke ich nochmal, dass sie bei mir sind und dass sie mich unterstützen. Das mache ich vor jedem Lauf.

Gibt es etwas, was du aus dem Leistungssport in den Schulalltag mitnehmen kannst?

Man kann natürlich die Entschlossenheit mitnehmen. Für den Leistungssport investiert man ja sehr viel, das kann man natürlich auf die Schule übertragen, dass man dann mehr macht. Bei mir ist das dann eher so, dass ich da weniger mache, weil ich denke, dass ich beim Sport schon so viel investiere. Eigentlich müsste man diese Disziplin von dort aber auch woanders anwenden können und wenn ich was machen muss, dann kann ich das auch und ziehe es intensiv durch.

Hast Du einen Tipp, den du deinen Mitschülern noch mit auf den Weg geben möchtest?

Man darf sich nie ergeben, wenn man einen Rückschlag erleidet. Man kann immer stärker wiederkommen, egal was einen zurückwirft. Oft machen Rückschläge einen stärker. Sie sind dafür da, dass man lernt und an sich arbeitet. Zum Beispiel habe ich nach meiner Verletzung an anderen Dingen gearbeitet – ich habe mehr Stabilität in meinen Rumpf und meine Füße gebracht und bin dadurch dieses Jahr so viel schneller geworden als in den letzten Jahren. Das kann man überall so machen: Wenn einen etwas zurückwirft, muss man gucken, was man falsch gemacht hat und verbessern kann.