You are currently viewing Exkursion des 10. Jahrgangs in das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen

Exkursion des 10. Jahrgangs in das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen

Kurz nach den Osterferien des letzten Schuljahres besuchte der zehnte Jahrgang die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, um sich anknüpfend an den Geschichtsunterricht über das Thema Nationalsozialismus sowie die Zustände in einem Konzentrationslager zu informieren und um eine bildliche Vorstellung der erlernten Inhalte zu bekommen.

Nachdem wir mit einem Reisebus an der Gedenkstätte angekommen waren und wir erste Eindrücke auf uns wirken ließen, erfolgte eine kurze Einführung in einem Seminarraum durch einen der Guides. Diese standen uns auch für den Rest des Tages für Fragen zur Verfügung. Während dieser Einführung haben wir einige interessante Fakten zur Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers erhalten und wurden außerdem über den Umbau zur Gedenkstätte informiert.

Anschließend haben wir das Gelände erkundet und dabei viele Informationen zu den einzelnen Gräbern, Mahnmalen und Tafeln erhalten. Jedoch war es für viele von uns sehr schwer, sich die desolaten Zustände vorzustellen, unter denen die Menschen damals im Lager leben mussten. Dies liegt vermutlich daran, dass kaum noch Überreste des Lagers erhalten sind, anders wie beispielsweise im Konzentrationslager Dachau oder Buchenwald.

Am sechs Kilometer entfernten Bahnhof hatten wir anschließend die Möglichkeit, in einen nachgebildeten Waggon zu gehen, mit welchem die Häftlinge während des Zweiten Weltkriegs in das Lager transportiert wurden. Der Waggon selbst verfügte über keine Fenster und auch keine Toilette. Die Personen hatten im Waggon nur wenig Platz, etwa ein Bereich von 40×40 Zentimetern, das heißt, die Häftlinge hatten fast keine andere Wahl, als die ganze Zeit zu stehen. Allerdings war das Sitzen oder Liegen auf dem mit Stroh oder Heu ausgelegten Boden gefährlich für die Menschen, denn es war keine Seltenheit, dass Häftlinge beim Aussteigen aus dem Waggon zu Tode getrampelt wurden.  Erst beim Aussteigen der Inhaftierten aus dem Waggon konnten die Wärter und die anderen Häftlinge sehen, wer während der oftmals tagelangen Fahrt gestorben war, denn dadurch, dass die meisten Personen so dünn und geschwächt waren, fiel es den Mithäftlingen oft nicht auf, dass sie womöglich auf einem anderen Menschen stehen. Auch wenn die Häftlinge am Bahnhof angekommen waren, war die anstrengende Reise noch nicht zu Ende. Auf dem sechs Kilometer langen Fußmarsch zum Lager wurden sie von den Wärtern zum Beispiel mit Stöcken geschlagen, doch waren auch viele der Häftlinge waren zu geschwächt, um den langen und anstrengenden Marsch zum KZ durchzustehen.

Den Abschluss unserer Exkursion bildete die Ausstellung im Dokumentationshaus, die auch einen Film beinhaltet. In der Ausstellung begegneten wir Fundstücken wie beispielshalber Geschirr, aber auch Kleidung oder Tagebucheinträge von ehemaligen Häftlingen. Diese Konfrontation war teilweise sehr bedrückend, denn nun hatte man ein richtiges Bild vor Augen und nicht nur eine bloße Vorstellung von dem, was dort einmal geschehen war. Dieses klare Bild wurde außerdem von unzähligen Fotos und vor allem durch den Film unterstützt, der viele von uns zum Nachdenken angeregt hat. Die Bilder der Häftlinge und der Leichen waren erschütternd und haben uns auch im Nachhinein noch beschäftigt.

Das Konzentrationslager Bergen-Belsen existierte von 1940-1945 und war zu seiner Anfangszeit ein Lager für Kriegsgefangene. Von Juli 1943 bis Dezember 1944 galt Bergen-Belsen als Austauschlager, indem jüdische Gefangene im Tausch gegen Waren, Geld oder deutsche Soldaten in östlich gelegene Länder überführt wurden. Die schlechten hygienischen Umstände und die hohe Sterberate machten es allerdings zu einem Auffang- und Sterbelager.

In dieses Auffang- und Sterbelager wurden auch noch kurz vor Kriegsende beispielsweise im Januar 1945 binnen zwei Wochen knapp 4000 neue Häftlinge deportiert. Unter anderem wurden diese vorher in Konzentrationslagern weiter im Osten des damaligen Deutschen Reiches festgehalten wie unter anderem Buchenwald und Auschwitz. Diese Lager mussten allerdings durch den Vormarsch der Roten Armee aus der UdSSR aufgelöst werden.

Nach dem Eintreffen der neuen Gefangenen im Lager wurden diese registriert, desinfiziert und anschließend auf die verschiedenen Lagerabteile aufgeteilt. Trotz der Desinfektion breiteten sich mit dem Antreffen neuer Häftlinge immer neue Krankheiten im Lager aus, den viele Menschen zum Opfer fielen. Dadurch, dass die Häftlinge beinahe ununterbrochen Kontakt zu infizierten Mithäftlingen hatten, verbreiteten sich Krankheiten wie beispielsweise Fleckfieber rasant. Es gab zwar eine Zeit lang bestimmte Baracken, die nur für die infizierten Häftlinge gedacht waren, allerdings schützten weder diese noch die Entläusungsstation am Eingang des Lagers, die jeder neuangekommene Häftlinge besuchen musste, vor der Verbreitung der tödlichen Krankheiten.

Die Verstorbenen wurden vor allem in den letzten Wochen vor der Befreiung des Lagers in Massengräber gekehrt. Die abgemagerten Leichen wurden rücksichtslos in die großen, ausgehobenen Löcher transportiert, ohne auf eine würdige Bestattung zu achten, denn für die Nationalsozialisten gehörten die Häftlinge einer niederen Rasse an. Auch die Inhaftierten berichten zum Beispiel in Tagebucheinträgen von den Toten: „Auch unter unseren Leuten ist die Sterberate hoch. Die meisten unserer Leute leiden an Hungerödemen. Es ist unbeschreiblich, was geschieht, wenn einer der Häftlinge stirbt oder noch im Sterben liegt. Die Häftlinge, die neben ihm stehen oder liegen, fallen über ihn wie hungrige Wölfe her, ziehen ihm die Kleider vom Leib und suchen zwischen seinen Sachen nach etwas Essbarem oder Wertsachen, die sich eintauschen lassen. Es wird alles genommen. Wirklich Tiere.“ (Tagebucheintrag von Leo Koretz vom 27.März 1945).

Am 15.04.1945 wurde das Konzentrationslager von der britischen Armee befreit. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 50 000 Männer, Frauen und Kinder im Lager, die die Qualen bis dahin überlebt hatten. Allerdings starben auch nach der Befreiung noch viele Menschen zum Beispiel an den Folgen ihrer Krankheiten, starker Unterernährung während der Zeit im Konzentrationslager oder daran, dass sich ihr geschwächter Körper erst wieder an die normalen Umstände gewöhnen musste.

Die wahrscheinlich bekannteste Inhaftierte im Konzentrationslager Bergen-Belsen war Anne Frank: Im November 1944 wird sie mit ihrer Schwester Margot vom Konzentrationslager Auschwitz in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Dort erkrankte sie Anfang Februar 1945 an Fleckfieber. Das genaue Todesdatum des Mädchens, das durch die Veröffentlichung ihres Tagebuches weltberühmt wurde, ist bis heute nicht geklärt, jedoch gehen Experten davon aus, dass Anne noch im selben Monat an der Krankheit gestorben ist. An dem Gedenkstein, der sehr stark an einen Grabstein erinnert, liegen heute fast immer Blumen von Besuchern der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers. Allerdings liegt Anne Frank nicht an dem Gedenkstein begraben, wie man vermuten könnte, sondern in einem der Massengräber. Jedoch ist es fast unmöglich noch zu sagen, in welchem der Gräber sich das Mädchen wirklich befindet, denn dies würde höchstwahrscheinlich nicht protokolliert.

Insgesamt starben im Konzentrationslager Bergen-Belsen ungefähr 52 000 Männer, Frauen und Kinder. Eine genaue Zahl der Toten ist allerdings nicht abzuschätzen, da die Todesopfer kurz vor der Befreiung nicht mehr protokolliert wurden.

Insgesamt war die Exkursion in das ehemalige Konzentrationslager sehr interessant, auch wenn die Vorstellungen an die damals herrschenden Zustände erschreckend waren. Auch der Film und die Bilder, die im Dokumentationshaus ausgestellt sind, waren teilweise sehr bedrückend. Die Auseinandersetzung mit den Geschehnissen der Diktatur der Nationalsozilisten ist allerdings auch heute noch sehr wichtig. Deshalb war der Besuch des KZ sehr aufschlussreich und auch emotional, was ihn noch einprägsamer macht.

Test: Marie R. (ehem. 10d), Fotos: Bur